Die Geschichte der Internationalen Gesellschaft der Bildenden Künste (IGBK) beginnt im Mai 1957.

Die Künstler Georg Meistermann (1911-1990) und Hann Trier (1915-1999), beide Teilnehmer der ersten documenta von 1955, treffen sich in Köln mit Kollegen wie dem surrealistischen Maler Edgar Ende (1901-1965) und dem Maler und Grafiker Max Unold (1885-1964) aus München. Mit am Tisch sitzen der Präsident der Deutschen UNESCO-Kommission und Vertreter*innen des Auswärtigen Amtes sowie des Innenministeriums.

Das Ziel der Runde: den deutschen Künstler*innen nach den Berufs- und Ausstellungsverboten während der Naziherrschaft international wieder Anschluss zu verschaffen. Das soll mit der Einbindung in das weltweite Informations- und Austauschnetz der International Association of Art (IAA) geschehen. Die IAA, eine nichtstaatliche Organisation professioneller bildender Künstler*innen, wurde 1954 in Paris gegründet. Die Kölner Runde, der sich kurze Zeit später auch HAP Grieshaber (1909-1981) und der Bildhauer Karl Hartung (1908-1967), Professor an der Akademie Berlin, anschließen, gründet im Mai 1957 die IGBK. Noch in ihrem Gründungsjahr wird sie, unterstützt von der Deutschen UNESCO-Kommission, als Sektion der Bundesrepublik Deutschland in die IAA aufgenommen.
 
Gründung des Dachverbandes

In der gesellschaftlichen Aufbruchsstimmung Anfang der 70er Jahre entdecken verstärkt auch bildende Künstler*innen die Vorteile der "Einigkeit von Einzelgängern". Den Trend zur Organisation und Lobbybildung nutzt der IGBK-Vorsitzende Georg Meistermann, um den Verein neu zu strukturieren. Mit der Neufassung ihrer Satzung 1972 verzichtet die IGBK auf die Einzelmitgliedschaft von Künstler*innen, um sich als schlagkräftiger Dachverband zu reformieren. Die IGBK versteht sich seither als Arbeitsgemeinschaft bundesweit agierender Künstlerverbände. Die IGBK richtet eine eigene Geschäftsstelle ein – zunächst in Köln, von 1977 bis 2001 in Bonn, seit 2001 in Berlin – und beginnt, neben ihrer Arbeit in der IAA, mit Künstlersymposien und Austauschausstellungen auch eigene Akzente zu setzen.
 
Brücken über Kontinente – Internationaler Künstler*innenaustausch in den 70er und 80er Jahren

Ein Themenschwerpunkt der 80er Jahre ist der Kulturaustausch zwischen den Industriestaaten und den Entwicklungsländern. Die IGBK setzt sich dafür ein, Entwicklungspolitik nicht auf ökonomische Aspekte zu verengen, sondern auch die Bedeutung des kulturellen Austausches zu berücksichtigen. Gemeint ist ein "offener, intelligenter Austausch", wie der indische Künstler Vivan Sundaram, Teilnehmer eines deutsch-indischen Kooperationsprojekts, 1984 in Braunschweig sagt. Es geht um Aufklärung, Inspiration und Dialog, und um Begegnungen, die kulturelle Unterschiede nicht einebnen, sondern fruchtbar machen für beide Seiten.

In weiter Ferne so nah – Künstlerische Projekte nach dem Fall der Mauer

Der Fall der Mauer macht die Begegnungen zwischen Künstler*innen aus Nord-, Süd-, Ost- und Westeuropa nicht nur einfacher, sondern auch vielfältiger und spannender. 1990 organisiert die IGBK in Kiel den ersten gesamteuropäischen Künstlerkongress und nutzt die Impulse, die davon ausgehen, in den Folgejahren für die Umsetzung der künstlerischen, gesamteuropäischen Projekte "Erde-Zeichen-Erde" (1991/1992) und (1994 in Leipzig) "Imaginäres Hotel", ein offizieller Beitrag zur von der UNESCO initiierten Weltdekade für kulturelle Entwicklung.
 
Netzwerk Europa – Produktiver Austausch und Lobbyarbeit in Brüssel

Horizonterweiterungen und Grenzüberschreitungen sind seit jeher eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit von Künstler*innen. Innerhalb der Europäischen Union haben  sich die Möglichkeiten, international zu arbeiten, mittlerweile erheblich verbessert. Aufenthalte in Künstlerhäusern und internationale Ausstellungsprojekte sind leichter zu organisieren, seit Mobilitäts- und Zollschranken weggefallen sind. Künstler*innen haben die Initiative zu neuen, europaweiten Zusammenschlüssen und Netzwerken ergriffen, die einen produktiven Austausch ermöglichen, aber auch berufspraktischen Anliegen Gehör verschaffen möchten.

Denn die Rahmenbedingungen für Kunst und Kultur werden zunehmend in Brüssel gesetzt, ob es nun um Künstlerförderung, Status-, Steuer- oder Urheberrechtsfragen geht. Die Kultur- und Lobbyarbeit auf europäischer Ebene ist deshalb seit Mitte der 90er Jahre ein neuer Schwerpunkt in der Arbeit der IGBK. Die europäische Region der IAA, der Verbände aus 40 europäischen Ländern angehören, konstituiert sich auf Initiative der IGBK im Jahr 2002 als eigenständige Dachorganisation. Ziel ist es, mit dieser Regionalisierung den Fokus noch stärker auf die spezifischen Interessen der Künstler*innen in Europa zu richten und eine europaweite kulturelle Zusammenarbeit zu vertiefen.

Die Servicegesellschaft

Ein umfassendes Serviceangebot für international tätige bildende Künstler*innen ist seit Ende der 90er Jahre ein weiterer wichtiger Baustein der IGBK-Arbeit. Die Beratung zu internationalen Arbeits-, Austausch- und Fördermöglichkeiten und die unter www.igbk.de bereitgestellten Kontaktadressen und Informationen zu aktuellen Ausschreibungen, Residenzen, Stipendien wurden 2013 ergänzt durch das Online-Portal www.touring-artists.info. Dieses von der IGBK gemeinsam mit dem Internationalen Theaterinstitut (ITI) Deutschland betriebene Informationsangebot bietet Künstler*innen, die internationale Projekte realisieren, neben einer Förderdatenbank Informationen u.a. zu den Themen Visa, Transport, Zoll, Steuern, Sozialversicherung, Versicherungen und Urheberrecht.